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Untergewicht ganzheitlich betrachtet

Untergewicht ganzheitlich betrachtet

Untergewicht: Kein Luxusproblem

Möchte man abnehmen, findet man schnell zahlreiche Methoden, wie es am besten funktionieren kann. Das ist auch kein Wunder, denn immerhin sind laut RKI 46,6% der Frauen und 60,5% der Männer in Deutschland übergewichtig. Übergewicht stellt somit tatsächlich ein großes Problem in unserer Gesellschaft dar, mit verschiedenen Folgen, die sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen.

Sieht man sich dagegen die Zahlen der Untergewichtigen in Deutschland an, so meldet de.statista.com gerade mal rund 2%.  Das erscheint auf den ersten Blick sehr wenig, betrachtet man diese 2% jedoch genauer, so sind es etwa 2 Millionen Menschen, die in Deutschland von Untergewicht betroffen sind.

Leider findet diese Gruppe Menschen nicht viel Beachtung in unserer Gesellschaft. Dabei ist Untergewicht ebenso ein erstzunehmendes Problem, wie Übergewicht. 

Untergewicht kann viele negative Begleiterscheinungen nach sich ziehen, wobei leichtes Untergewicht eher förderlich für eine lange Gesundheit zu sein scheint.

Aber nicht nur körperliche Symptome, auch der psychische Druck stellt für diese Menschen oft eine große Belastung dar und ist oftmals eine Herausforderung für das Leben in einem gesellschaftlich sozialen Gefüge. 

Sätze wie „Sei doch froh, dass du so dünn bist.“, „Du musst einfach mehr essen.“ oder „Deine Probleme hätte ich gerne.“ fallen nicht selten und führen dazu, dass untergewichtige Menschen sich nicht ernst genommen und somit ausgegrenzt fühlen.

Genau aus diesem Grund möchte ich mich heute diesem Thema widmen.

Wohlfühlen im eigenen Körper

Ob es nun um Über- oder um Untergewicht geht, eins steht unumwunden fest: Den eigenen Körper erst mal so zu akzeptieren, wie er ist, ist die Basis für eine Veränderung.

Das klingt vielleicht widersprüchlich, aber tatsächlich ist es so, dass unser Körper immer „für“ uns arbeitet und dafür sollten wir ihn stets mit Respekt behandeln, anstatt uns mit unerreichbaren Zielen und Selbstvorwürfen zu quälen.

Die Form, die unser Körper annimmt, die Symptome, die er zeigt, sind stets ein Hinweis unseres Körpers, der damit sagt „Hier musst du mal genauer hinsehen.“.

Im Falle des Untergewichts wäre es fatal, einfach nur die Kalorienmenge zu erhöhen und auf Biegen und Brechen mehr (oft ungesunde) Nahrung in den Körper zu bringen, egal wie. Natürlich, auf Symptom-Ebene würde das bedeuten, dass das Gewicht erst mal steigt. Aber was ist dann?

Es macht also Sinn, sich der Ursache zu widmen. Aber Ursachenforschung ist bekanntermaßen nicht ganz so einfach, deshalb brauchen wir unterschiedliche Ansätze, um der Sache auf die Spur zu kommen.

Untergewicht aus ayurvedischer Sicht

Wenn keine schweren Erkrankungen, Medikamente oder Drogenmissbrauch verantwortlich für das Untergewicht sind, spricht man im Ayurveda von einem Vata-Ungleichgewicht. Mit einem Dosha-Test, kannst du herausfinden, welcher Konstitutionstyp auf dich zutrifft. Allerdings kann eine Vata-Störung bei jedem Menschen entstehen, da alle drei Doshas, Vata, Pitta und Kapha, bei uns allen vorhanden sind, nur eben in unterschiedlichen Ausprägungen.

Ein Vata-Ungleichgewicht bringt neben Gewichtsverlust oftmals auch Schlafstörungen, innere Unruhe, Grübeln, Sorgen, Ängste, ein anfälliges Immunsystem, erhöhte Schmerzempfindlichkeit, steife Gelenke oder eine flache Atmung mit sich.

Um das Vata wieder in Gleichgewicht zu bringen, empfiehlt die ayurvedische Lehre drei feste Mahlzeiten pro Tag. Die gleichbleibende Routine spielt dabei eine erhebliche Rolle. Nahrungsmittel, die der Geschmacksrichtung „süß“ zuzuordnen sind, sind ebenfalls hilfreich. Dazu zählen beispielsweise Kartoffeln, Karotten, Pastinaken, Süßkartoffeln, Nüsse, Nussmus und reife Früchte.

Ein weiterer wichtiger Faktor aus ayurvedischer Sicht ist, das „agni“, das Verdauungsfeuer, wieder anzuregen und zu unterstützen. Das geht z. B. mit warmem Wasser und warmem Ingwer-Wasser, oder auch mit Gewürzmischungen, die Fenchel, Zimt, Anis, Kardamom, Ingwer, Kreuzkümmel und Asafötida (Hing) enthalten. Diese Gewürzmischungen kann man jeder Mahlzeit zugeben.

Hülsenfrüchte und Kohlgemüse sollten eher in Maßen gegessen werden und von zu viel Rohkost rät die Ayurvedische Lehre prinzipiell auch ab. Da jedoch rohe Lebensmittel in ihrer Nährstoffdichte nicht zu übertreffen sind, gibt es einen Trick: der Smoothie. So können Früchte wie beispielsweise Bananen und Beeren mit grünem Blattgemüse kombiniert werden und somit optimal auf die Verdauung vorbereitet und Agni-stärkend konsumiert werden.

Fast schon zu einfach

Folgende Ernährungstipps sind so simpel und dennoch so wichtig, nicht nur bei Untergewicht.

Beginnen wir mit dem Kauen. Wir alle haben schon oft gehört, dass die Verdauung bereits im Mund beginnt und langes Kauen wichtig sein soll. 

Tatsächlich ist es so, dass durch ausgiebiges Kauen die Zellwände unserer Nahrung so aufgebrochen werden, dass dann anschließend im Darm die Nährstoff-Aufnahme überhaupt erst wirklich möglich ist. Eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen ist ein entscheidender Faktor wenn es darum geht, sein gesundes Normalgewicht zu finden. Je nach Art der Nahrung wird empfohlen jeden Bissen zwischen 20 und 50 Mal zu kauen.

Weiter geht es mit der Entschleunigung. Gerade beim Essen ist es wichtig, dass wir uns Zeit nehmen. Die Nahrung in Ruhe auszuwählen, sie zuzubereiten und anschließend ohne Ablenkung zu verzehren, kann fast schon etwas meditatives haben. Essen wir hingegen gestresst, mal eben zwischendurch oder nebenher, fallen wir automatisch in den Flucht-Kampf-Mechanismus – Nährstoffaufnahme spielt dann keine Rolle, die Verdauung geht entweder zu schnell oder stagniert.

Der Flucht-Kampf-Mechanismus ist eine uralte, einst sehr nützliche Funktion in unserem Körper. Früher war es z. B. der Säbelzahntiger. Wenn wir ihm begegnet sind, fing unser Herz an schneller zu schlagen, der Blutdruck erhöhte sich, Verdauung und Heilung waren zweitrangig, unsere Stresshormone Adrenalin und Cortisol wurden vermehrt ans Blut abgegeben und unsere gesamte Muskulatur stand unter einer gewissen Grundspannung. Wir mussten uns binnen Sekunden entscheiden, ob wir vor dem Säbelzahntiger davonlaufen, oder ob es sich lohnt, mit ihm zu kämpfen. 

Unsere heutigen „Säbelzahntiger“ sind omnipräsent. Der Autofahrer, der uns die Vorfahrt nimmt, unter Zeitdruck noch eben schnell den nächsten Termin wahrnehmen, die Mahnung, die im Briefkasten liegt – das alles sind Situationen, in denen unser Flucht-Kampf-Mechanismus anspringt. Doch wie kommen wir da wieder raus?

Entspannt zunehmen

Spätestens jetzt dürfte klar sein, mit Stress ist eine gesunde Gewichtszunahme nahezu unmöglich.

Entspannung ist essentiell wichtig und zwar in jeder Lebenslage. Das fängt, wie oben erwähnt, mit der nötigen Achtsamkeit beim Essen an. Aber auch unser Schlaf spielt eine Rolle, unser soziales Gefüge, unser Job, unsere Selbstverwirklichung. Das alles sind Bereiche, in die wir Entspannung bringen können.

Achtsamkeitstraining, Meditation und Yoga sind richtig gute Strategien, um Stress zu reduzieren, Studien dazu gibt es zahlreiche.

Kommt dann erst mal Ruhe ins Leben, stellt sich oft automatisch ein positiveres Lebensgefühl ein. Damit macht eine Umstellung der Ernährung schon gleich viel mehr Spaß.

Quick-Tipp: Sofort entspannen

Was uns immer, in jeder Lebenslage, zu jeder Zeit und auch noch komplett kostenlos zur Verfügung steht, ist unsere Atmung.

Atmen wir langsam, tief und vollständig in den Bauch ein und aus, vermitteln wir unserem Gehirn, dass alles gut ist und schon zieht der ganze Körper mit. Indem wir durch die tiefe Bauchatmung so tun, als wären wir tief entspannt und zufrieden, glaubt unser Gehirn, dass das jetzt ein realer Zustand ist, auch wenn wir vielleicht gerade eben den Bus verpasst haben oder gerade aus einem unschönen Gespräch mit einer Vorgesetzten kommen. Das ist eine absolute Superkraft und wir können sie in jede Alltagssituation einbauen.

Damit du weißt was ich meine, kannst du gerne einfach Schritt für Schritt mitmachen:

  • Setze (oder stelle) dich aufrecht hin.
  • Schließe die Augen und beobachte deinen Körper. Was macht die Atmung, welche Muskeln sind vielleicht angespannt (Der Kiefer? Die Stirn? Das Becken? Die Füße?)
  • Dann lege deine Hände auf deinen Bauch. Atme durch die Nase ganz tief in den Bauch hinein ein, etwa 4-6 Sekunden lang. Spüre, wie deine Bauchdecke deine Hände nach vorne schiebt.
  • Halte das für 2 Sekunden und atme dann über die Nase ganz gleichmäßig, etwa 8 Sekunden lang aus. 
  • Halte wieder für 2 Sekunden und fahre so für 4-5 weitere Atemzüge fort.

Lass den Atem dann wieder fließen wie er möchte und beobachte deinen Körper erneut. Hat sich etwas verändert?

Fazit:

Wir alle leben in einer Welt, die uns viel abverlangt. Essen, eine so überlebenswichtige Tätigkeit, findet oft nebenher statt oder wird gleich zu einem ausufernden Event gemacht. Beides hat nicht viel mit Gesundheit zu tun.

Bewusstheit in Auswahl, Zubereitung und Verzehr unserer Nahrung zu bringen, kann der alles entscheidende Faktor sein.

Ganz nebenbei wirkt sich Bewusstheit oder auch Achtsamkeit auch auf alle anderen Lebensbereiche positiv aus.

Hast du ein Problem mit Untergewicht? Dann kontaktiere mich gerne. Wir finden eine individuelle Lösung für dich.

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